Ein Beispieltext zur Beziehungsarbeit:
Wir gestalten Beziehung:
Beschützen – Trösten – Helfen – gemeinsam Freuen
Martha wird nach einem ereignisreichen Tag aus der Kinderkiste abgeholt. Mit strahlenden Augen erzählt sie der Mama ihre Erlebnisse. Auf der Treppe dreht sich Martha noch einmal um und mit einem Lächeln im Gesicht sagt sie: „Weißt du was, wir kommen wieder!“Das Beispiel zeigt ein Mädchen, das gut in der Kinderkiste angekommen ist.
Wie hat sie das geschafft?
Im Elternhaus erlebt sie Bindung, Beziehungssicherheit und Geborgenheit, die Krippe ermöglicht dann eine erste Öffnung nach außen.
Ist nur auf Familienmitglieder Verlass?
Nein. Der Kreis der positiven Bezugspersonen erweitert sich. Wir begleiten jedes Kind bei seinem individuellen Prozess der Beziehungsentwicklung auf vielfältige Art und Weise.
Der folgende Text zeigt aus den Augen einer Erzieherin, wie dies gelingen kann. In einer fiktiven Rückmeldung an ein Kind schildert sie das Wesen des Beziehungsaufbaus in der Krippe.
„Du kommst in der Kinderkiste an. Wir kennen uns nicht. Langsam, Schritt für Schritt machen wir uns miteinander vertraut. Ich beginne herauszufinden, was du gerne spielst, was du spannend findest. Du probierst aus, ob man überhaupt mit mir spielen kann. Und wenn die Zeit kommt und die Mama oder der Papa geht, dann prüfst du erst mal, ob ich wirklich für dich da bin, wenn es dir schlecht geht. Ob ich verstehe, was du brauchst. Wenn du traurig bist, dann will ich für dich ein sicherer Ort sein, von dem aus du erst mal alles beobachten kannst. Ich will dich trösten und dir zeigen, dass ich dich unterstützen kann, deine Gefühle zu ordnen.
Ich sage dir: „Schön, dass du da bist, dass du zu unserer Gruppe gehörst.“
Wir spielen zusammen, ich zeige dir alle Räume, wir gehen gemeinsam zum Wickeln, wir sitzen zusammen am Esstisch und wenn du Hilfe brauchst, bin ich da.
Auch für die Mama oder den Papa habe ich ein offenes Ohr bei Sorgen, Ängsten und Freuden. Wir erzählen uns viel: Was du so alles erlebst zu Hause und in der Kinderkiste. Und dann wird es von Tag zu Tag leichter, alleine in der Kinderkiste zu bleiben. Das Vertrauen und die Sicherheit in unserer Beziehung sind gewachsen.
Jetzt ist es Zeit zum Erkunden und Entdecken! Ich begleite dich dabei mit viel Freude, Interesse und Ermutigungen.
Denn ein Krippentag hat einiges zu bieten: Er beginnt mit der nicht immer leichten Verabschiedung am Morgen, bei der mein Schoß oder das Winken aus dem Fenster meist ganz wichtig sind.
Dann gibt es freie Zeit zum Spielen, drinnen und draußen. Da lässt sich vieles ausprobieren: von Mutproben wie Klettern auf die Sprossenwand mit Sprung in die Tiefe und einer helfenden Hand, bis zum vorsichtigen Erkunden des Lebensraums eines Regenwurms. Auch das Kräftemessen um das eine rote Auto, mit dem gerade ein anderes Kind spielt, gehört dazu.
Am Anfang ist es noch schwer den anderen zu verstehen, wo es doch nur das eigene ICH gibt. Doch gemeinsam begeben wir uns auf die Suche nach einem akzeptierbaren WIR.
Vielleicht bist du wütend, nicht das Spielzeug bekommen zu haben. Ich erkläre dir, dass es dem anderen Kind weh tut, weggeschubst zu werden. Meistens finden wir eine Lösung für den Streit und wenn nicht, helfe ich dir das unangenehme Gefühl auszuhalten.